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Warschau, Weihnachten 2021

Liebe Freunde und Unterstützer der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Warschau,

der Advent, der vor kurzem erst begann, ist nahezu verstrichen. Vier Kerzen brennen längst auf dem Kranz, zu dessen Grün sich schon bald ein ganzer Baum gesellen wird. Hübsch geschmückt und mit Geschenken darunter, in mehr oder minder großem Stress besorgt. Das Fest kann beginnen. Wieder einmal gibt es Geschenke, gutes Essen, wir singen Weihnachtslieder. Vielen Menschen ist vor Rührseligkeit, Brauchtum und Konsum – womöglich auch Streit – vielleicht nur noch entfernt im Bewusstsein, was wir an Weihnachten eigentlich feiern. In der dunkelsten Zeit des Jahres, feiern wir an Weihnachten, dass Gott als Mensch in diese Welt gekommen ist, das Licht der Welt. Daran erinnern uns all die Kerzen und Leuchten, die Kugeln und der Glanz in diesen Wochen. Und die Dunkelheit erinnert uns an die Finsternis in der Welt, vielleicht sogar in unseren Herzen. Solch eine weltliche Dunkelheit war es, in die Jesus Christus, unser Retter, geboren wurde. Dieses Ereignis noch 2000 Jahre nach seiner Geburt unablässig zu feiern, hätte keinen Sinn, wenn Jesus uns nicht zugesagt hätte, dass er wiederkommen würde. In dieser Hoffnung wollen wir Weihnachten feiern und erleben. All die Traditionen, die Geschenke, die Speisen mögen Ausdruck sein der Vorfreude auf Jesu Wiederkunft. Denn er wird gewiss in einer dunklen Zeit, wenn am wenigsten damit gerechnet wird, wiederkehren – in Kraft und Stärke, gemäß seiner Verheißung. Stellen wir uns darauf ein und bereiten wir uns darauf vor, wenn es wieder Weihnachten wird.

Ganz konkret und in äußerster Besorgnis erleben wir die Dunkelheit, wenn wir dieser Tage hinüberblicken zu unserem Heimatland. Entsetzt beobachten wir aus dem benachbarten Polen, wie die Spaltung der Gesellschaft scheinbar täglich voranschreitet. Erinnerungen werden wach an die dunkelsten Kapitel deutscher Vergangenheit. Statt Menschen miteinander zu verbinden, wird Angst geschürt, und der Hass wächst. Statt Vertrauen zu schaffen, aufzuklären und mit Argumenten eine Diskussion zu führen, verschanzen sich die Gegner stur hinter ihren Ansichten und machen die Gegenseite für ihre Misere verantwortlich. Alle Seiten haben Gott, den Herrn, vergessen, von dem jede Macht in dieser Welt ausgeht. Statt uns zu besinnen und zu hinterfragen, wo wir auf Abwege geraten sind, meinen wir, die Lösung darin zu finden, dass wir noch stärker und sturer auf unserer Meinung beharren. Statt zu versuchen, Abwege zu verlassen, trotten wir sie beharrlich weiter, als wären wir ihnen ausgeliefert. Manche wollen etwas Gutes tun für Ihre Mitmenschen und die Gesellschaft, andere wollen einfach nur ihr „normales“ Leben zurück, wieder andere können nicht begreifen, wie wir in eine Situation kommen konnten, in der selbstverständlich geglaubte Freiheiten, demokratische Werte, Mitmenschlichkeit plötzlich einer Spaltung der Gesellschaft Platz machen konnten, und ringen um Antworten.

Bevor Jesus Christus vor 2000 Jahren öffentlich in Erscheinung trat, mahnte Johannes der Täufer zur Umkehr und Buße. Jedem und jeder von uns steht auch heute Buße für unsere Taten und unser Denken nicht weniger zu Gesicht. Im Grunde ist sie der einzige Weg zurück von unseren Abwegen. Das ist eine ganz persönliche Aufgabe für jeden einzelnen: Der Wahrheit ins Auge zu blicken, sein Gewissen zu hören, seine Handlungen zu hinterfragen. Verantwortung für sie zu übernehmen, das Falsche abzulegen, das Gute anzunehmen, Gott an die erste Stelle zu stellen und Jesus nachzufolgen.

Liebe Schwestern und Brüder, wir sind dankbar, dass wir im Jahr 2021 gemeinsam Gottesdienst feiern durften, dass wir miteinander in der gelebten Gemeinschaft verbunden sind, aber auch online auf Abruf präsent sein können. Wir sind dankbar, dass wir auch in schwierigen Zeiten die Menschen und Mittel gefunden haben, Gottesdienste auf die Beine zu stellen, dass wir einen Raum für unsere Gottesdienste nutzen dürfen. Jeder und jedem Einzelnen von Ihnen gilt unser tiefster Dank.

Falls Sie unseren weiteren Dienst unterstützen möchten, freuen wir uns über eine Spende, die Sie uns einmalig pro Jahr oder auch regelmäßig zukommen lassen können. Dazu laden wir Sie ein, Mitglied im Verein zu werden. Die Anmeldung finden Sie auf unserer Webseite
https://warschau-evangelisch.de/beitrittserklaerung Die Bankverbindungen für Spenden finden Sie am Ende dieses Briefes.

Im Sinne der obigen Zeilen wünschen wir Ihnen allen Weihnachtsfesttage voller Fröhlichkeit. Wir freuen uns auf das neue Jahr 2022 und wünschen Ihnen und Ihren Nächsten Gottes reichen Segen und sein Geleit.

Ihr Vorstand des Vereins für deutschsprachige evangelische Seelsorge in Warschau

Jürgen Wandel, Jens Boysen, Simon v. Kleist

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